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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 27.08.2010


Kim Wilde - Come Out And Play
AVIVA-Redaktion

Die Pop Ikone der 80er legt nach ihrem Comeback-Album "Never Say Never" (2006) am 27.08. 2010 einen weiteren Longplayer vor. Ihre Karriere begann wie ein Feldzug durch den Pop-Zirkus.




Die Plattenfirma Sony lässt in ihrer Wilde-Biographie die großen Zahlen krachen:

"Schon ihre erste Single ´Kids in America´ wurde zum Welthit. 1981, gerade mal 20 Jahre alt, war sie über Nacht zum Weltstar avanciert. Es folgten bis heute zehn Alben und 30 Singles, (...) grandiose Erfolge und gut 20 Millionen Verkäufe. Hits wie ´Chequered Love´, ´You Keep Me Hanging On´ - Nr. 1 in den USA -, ´Water On Glass´, ´Cambodia´- mehr als eine Million davon allein in Frankreich verkauft -, die UK Top Tens ´Another Step (Closer To You)´, ´Never Trust A Stranger´, ´Four Letter Word´ oder ´View From A Bridge´ festigten den Ruf Kim Wildes als Princess of Pop. 1988 lud sie der King of Pop Michael Jackson ein, mit ihm auf Tour zu gehen. Fünf Monate lang war sie Supportstar von Jackson und trat live vor insgesamt mehr als zwei Millionen Menschen bei den Konzerten auf. Daran und an die anschließende Tour mit David Bowie erinnert sie sich: ´Es waren meine musikalischen Helden. Ich erinnere mich noch an die Tour mit Michael Jackson - wir waren in diesem unglaublichen Zirkus unterwegs. Es war eine wahnsinnige Erfahrung.´" (Quelle: Sony Music)

Tatsächlich löst die Erwähnung des Namens Kim Wilde allein schon eine Art geistiges Revival dieser Ära aus. Stimmlich leicht aufgeraut schlitterte sie mit ihrer strubbeligen Blondhaar-Variante über das powernde Pumpen von Drum-Beats und Synthie-Schwall hinweg – mit eingängigem Nachdruck.

In den 90ern fanden ihre Verkaufsschlager ein Ende. Wilde wandte sich erfolgreich der Gartenarchitektur zu und moderierte TV- sowie Radioshows. Heute lebt sie mit Mann und zwei Kindern in einem Bauernhaus auf dem Land.

Einen Ãœberraschungserfolg bescherte ihr Nena im Jahr 2003, mit der die Britin eine Neuauflage des Songs "Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann" unter dem Titel "Anyplace, Anywhere, Anytime" sang. Sie packte die Gelegenheit beim Schopf und nahm mit dem Nena-Produzenten Uwe Fahrenkrog-Petersen ein neues Album auf, "Never Say Never" (2006).

Dieses Jahr legt sie mit "Come Out And Play" also nach. Die ersten beiden Songs lassen aufhorchen und fahren sich mit viel rockiger Energie im Teen-Style hoch. Wilde hat schließlich den Prototyp für Avril Lavigne und Pink abgegeben. Schnell wird aber deutlich, dass sie nun umgekehrt versucht, an den Zeitgeist der NachfolgerInnen-Generation anzudocken, was für einige Befremdlichkeiten sorgt. Wilde hat in der Zwischenzeit zwei Kinder großgezogen und es sich nach eigener Aussage erlauben können, dazu noch unterschiedliche andere künstlerische Herausforderungen zu meistern. Im November wird sie 50 Jahre alt. Davon ist musikalisch und textlich leider nichts zu merken. Stattdessen wird der Versuch unternommen, sich an die Perspektive einer jugendlichen Zielgruppe anzupassen. Für "King Of The World" scheint die "Bardot der 80er" sich Miley Cyrus zum gesanglichen Stil-Vorbild genommen zu haben. "No one´s cooler than you/ (…) / If you were king of the world / We would all play guitar / We would all be a star", heißt es. Aha.

"Es wurde ein Album, das an die 80er erinnert, aber dennoch typisch 21. Jahrhundert ist", sagte die Sängerin nach Angaben von Sony Music über das Werk. Das trifft zu, ist aber auch genau das Problem. Dem Album ist anzumerken, dass Wilde und ihr Team von SongschreiberInnen und Produzenten permanent auf der Suche nach Hitpotential sind. Dieser Kalkulation zufolge muss für jede(n) etwas dabei sein: ein bisschen 80er Nostalgie hier und ein bisschen aktueller Power-Poprock da. Nachhilfeunterricht inklusive, falls manche es nicht gleich bemerken sollten: "Electric guitar!" erfolgt an signifikanter Stelle als Zwischenruf. Auf der Nostalgie-Seite wird dann auch das berühmte "Ohuoohuoohuoohoo" ins neue Jahrtausend importiert, was vielleicht für einen angenehmen Wiedererkennungseffekt gesorgt hätte, wäre es nur einmal vorgekommen, doch die Sequenz wird gleich mehrmals bemüht.

Neben der ersten Single "Lights Down Low", auf der Keyboards ordentlich zum Blubbern gebracht werden, ist "Get Out" mit seinem neckisch quietschenden und hüpfenden Indie-Pop-Beat am gelungensten zu nennen, zudem vielleicht die Synthie-Romantik von "Love Conquers All " – wenn nur der banale Refrain nicht wäre. Bruder und Produzent Ricky Wilde sorgt ansonsten dafür, das keinerlei Ecken und Kanten zur Geltung kommen. Dem setzt auch Wildes routinierter Gesang leider nichts entgegen. Vielversprechende Titel wie "This Paranoia" oder "Suicide" haben so gar nichts mit ihrer Überschrift gemein, dafür viel mit der allgemeinen Belanglosigkeit dieses Albums.

AVIVA-Fazit: Das Ergebnis klingt, als hätte Kim Wilde sich eine blitzeblank polierte Waschmaschine mit einigen Watt-Einheiten zugelegt, in der sie ihre Klamotten von einst mit viel technischem Schaum durchspült. Die HörerInnen driften im automatisierten Rauschen der Langeweile schnell davon, selbst wenn der Stromaufwand dem Schleudergang entspricht.

Kim Wilde
Come Out And Play

Label: Sony, VÖ 27.08. 2010

Weitere Informationen finden Sie unter:

www.sonymusic.de

www.kimwilde.com

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